Die Menge an Bild- und Sensordaten in Infrastrukturprojekten wächst rasant – Terabytes sind längst Standard. Gleichzeitig bleibt die Verarbeitung der Daten oft der Engpass: Mangel an Know-how, hohe Compliance-Anforderungen und limitierte Kapazitäten erschweren die Automatisierung. Vision AI, also Computer-Vision-Technologien zur Analyse von Bildern und Videos, gilt hier als Schlüsseltechnologie. Sie extrahiert Merkmale, erkennt Muster und liefert strukturierte Ergebnisse für Entscheidungen. Moderne Vision-AI-Stacks umfassen Objekterkennung, (Instanz-)Segmentierung, Klassifikation und OCR – je nach Anwendungsfall können diese Bausteine kombiniert werden.
Plug-and-play-Lösungen: Schneller Start mit klaren Grenzen
Plug-and-play-Lösungen sind attraktiv: schnell startklar, geringe Einstiegshürden, oft mit vortrainierten Modellen für allgemeine Aufgaben. In der Praxis zeigen sich jedoch Limitierungen, sobald es um spezifische Defektkataloge, variierende Aufnahmebedingungen (z. B. Drohnenperspektiven, Höhen, Winkel) und GIS-genaue Orthofotos geht. Viele vortrainierte Modelle zielen auf generische Kameraszenarien; sie verfehlen dann die nötige Präzision für industrielle Inspektionen oder große Orthofotos mit Korridor- und Flächenbezug. Dass Orthofotos bei gleichzeitiger Skalierung und räumlicher Genauigkeit verarbeitet werden können, ist zudem kein Standard: Lösungen, die Gigapixel-Orthofotos via Kachelung großflächig und korridorbezogen mit hoher räumlicher Genauigkeit in Sekunden verarbeiten, sind im Markt rar. In realen Benchmarks wurden etwa großflächige Areale mit einem Klick erkannt und gezählt (z. B. Personen/Fahrzeuge in weniger als 20 Sekunden) – ein Hinweis, wie relevant Orthofoto-Tauglichkeit für Inspektionen ist.
Kurz: Plug-and-play-Lösungen sind sinnvoll für generische Detektionen (z. B. DSGVO-konforme Verpixelung) oder erste Machbarkeitsnachweise. Für anspruchsvolle, domänenspezifische Anwendungsfälle fehlt häufig die nötige Präzision, die GIS-Integration oder die Skalierung auf sehr große Bilder.
Eigenentwicklung: Maximale Kontrolle mit realen Aufwandstreibern
Die Inhouse-Entwicklung eigener Vision-AI-Modelle verspricht volle Kontrolle über Daten, Modelle und geistiges Eigentum. Dem stehen realistische Aufwandstreiber gegenüber: Datenaufbereitung (Qualität, Konsistenz), Vorverarbeitung (insbesondere Orthofotos: Laden, Kacheln/Schneiden), Annotationsstrategie, Modellauswahl und iteratives Training/Refinement. In der Praxis braucht es nicht nur Labeling und Training, sondern eine End-to-End-Pipeline vom Data Capturing über Annotation bis zum Deployment in Produktivumgebungen – inklusive Validierung und Berichtslogik. Bereits die grundlegende Konsistenz und Eignung der Daten (Höhen, Winkel, Perspektiven) entscheiden, ob ein Modell überhaupt verlässlich trainiert werden kann.
Zum Zeitrahmen: Für klar definierte Anwendungsfälle liegen typische Projektlaufzeiten bis zur produktiven Nutzung im Bereich von rund 3–5 Monaten (je nach Komplexität auch länger); erste Machbarkeitsnachweise können bereits mit wenigen Dutzend Bildern starten, während robuste Modelle oft hunderte bis tausende Bilder benötigen. Die Erfahrung zeigt: Für orthofoto-basierte, domänenspezifische Defekte steigt der Aufwand für Datenstrategie, Annotation und Iteration spürbar; die Implementierung erfordert zusätzlich die passende Infrastruktur (Cloud, On-Premise, Edge) und Schnittstellen (API, Docker), um die Ergebnisse in bestehende Systeme zu integrieren.
Der dritte Weg: Maßgeschneiderte Turnkey-AI – schnell, präzise, mit Ownership
Zwischen „schnell, aber generisch“ (Plug-and-play) und „präzise, aber aufwendig“ (Eigenentwicklung) hat sich ein dritter Ansatz etabliert: maßgeschneiderte Turnkey-Modelle, die die Stärken kombinieren. Das Prinzip: Domänenspezifische Modelle werden auf kundeneigenen Daten zügig trainiert und produktiv bereitgestellt – mit voller Kontrolle über Rohdaten und (je nach Vertragsgestaltung) Rechte am trainierten Modell. Dabei kommen vortrainierte Komponenten (z. B. DSGVO-konforme Verpixelung) und maßgeschneiderte Klassenlabels zusammen, um einerseits schnell nutzbare Ergebnisse zu liefern, andererseits die notwendige Präzision für den konkreten Schadenskatalog zu erreichen.
Technisch umfasst der State of the Art:
Auch die Leistungskennzahlen sprechen für den Ansatz:
In Praxisberichten werden große Zeitgewinne und hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit dokumentiert – etwa 88 % schnellere Entscheidungen, deutlich reduzierte manuelle Bildbearbeitung, und die Verarbeitung hunderter Bilder in wenigen Minuten, je nach Anwendungsfall und Setup. Wichtig: Die tatsächlich erzielbaren Werte hängen vom Defektkatalog, der Datenqualität, der Orthofoto-Konfiguration und der Modellarchitektur ab; transparente Machbarkeitsnachweise helfen, diese früh zu belegen.
Die Ansätze im Vergleich
| Kriterium | Plug-and-play | Eigenentwicklung | Turnkey‑AI ✓ |
|---|---|---|---|
| Time‑to‑Value | Sehr schnell (Tage) | Langsam (3–5+ Monate) | Schnell (Wochen) |
| Domänenspezifische Präzision | Niedrig – generische Modelle | Hoch – bei ausreichend Expertise | Hoch – maßgeschneidert |
| Orthofoto‑Tauglichkeit | Meist nicht gegeben | Möglich – mit hohem Aufwand | Standard – inkl. Gigapixel‑Verarbeitung |
| GIS‑Integration | Selten vorhanden | Individuell umsetzbar | Integriert – räumlich genau |
| Daten-/Modell‑Ownership | Eingeschränkt | Vollständig | Vollständig – vertraglich gesichert |
| Interne Ressourcen nötig | Minimal | Sehr hoch (Data Science, ML Ops, Annotation) | Minimal – Turnkey‑Ansatz |
| Skalierung (Millionen Bilder) | Begrenzt | Möglich – mit Infrastrukturaufwand | Standard – Cloud/On‑Premise/Edge |
| Compliance (DSGVO, KRITIS) | Unklar/extern | Vollständig kontrollierbar | Integriert – inkl. Zero‑Retention |
| Flexibilität bei Defektkatalogen | Gering | Hoch – bei Iteration | Hoch – schnelle Anpassung |
| Gesamtaufwand (TCO) | Niedrig initial, begrenzt skalierbar | Sehr hoch | Moderat – beste Balance |
| Best fit für | Generische Detektionen, PoCs | Volle interne KI‑Kompetenz vorhanden | Anspruchsvolle Inspektionen, schnelle Produktionsreife |
Maßgeschneiderte Turnkey-AI vereint die Geschwindigkeit von Plug-and-play mit der Präzision und Kontrolle der Eigenentwicklung – bei deutlich geringerem internen Aufwand.
Fazit
State-of-the-Art Vision AI heißt heute: fachlich präzise Modelle, die in realen Inspektionsworkflows skalieren – inklusive Orthofoto-Analytik, Compliance und Integration. Plug-and-play-Lösungen bieten einen guten Startpunkt, sind aber bei anspruchsvollen Defektkatalogen und GIS-genauer Bildverarbeitung oft nicht ausreichend. Eigenentwicklung liefert Kontrolle, erfordert jedoch substanzielle Expertise und Zeit. Der Turnkey-Ansatz kombiniert das Beste aus beiden Welten: schnell, maßgeschneidert, und mit klaren Ownership-Optionen. Für viele Organisationen ist das der pragmatische Weg, Vision AI produktiv zu machen – ohne Kompromisse bei Präzision, Skalierung oder Compliance.
FlyNex bietet mit seiner Vision AI genau diesen Ansatz: Maßgeschneiderte Modelle, die auf Ihren Daten trainiert werden, volle Ownership über Modell und Daten, und nahtlose Integration in bestehende Workflows – von der Planung über die Erfassung bis zum automatisierten Report.
Wenn Sie diesen Weg wählen, achten Sie besonders auf:
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- Datenerhebung und Qualitätssicherung (auch für Orthofotos).
- Saubere Annotationsstrategie und Modell-Refinement über Iterationen.
- Passende Deployments (Plattform/On-Premise/Edge) und Reporting-Flows.
So wird aus Daten in kurzer Zeit verlässliche, handlungsleitende Intelligenz – und Vision AI vom Machbarkeitsnachweis zur produktiven Inspektion auf Anlagen-, Korridor- und Standortebene.







